Das Meer hat die Felsen verschont, aus denen koloniale und soziale Bauten wachsen, am Horizont statt Segelschiffen nun die farbenfroh gestapelten Container. Der Wind treibt den morgentlichen Dunst durch steile Gassen, die sich vom Meer wegzwingen, so dass du alles mal von oben und dann von unten siehst, einmal bei Tag und dann bei Nacht. Oben verstecken sich die Dörfer, umschlungen von der Stadt, wie Felsen vom Meer, wer hier wohl wohnen wird, wenn all die Alten gehen? Wie um sich nicht zu widerholen, fallen manchmal Kacheln von den Häusern, in mehr als tausend Teile und in den Ritzen der Gemäuer und auf den Dächern stummer Kirchen, wachsen Farne, noch im Glauben ans Gestein.
Wenn die Dinge in Ruhe gelassen werden, reichert sich etwas in ihnen an, fast wie in einem Gegenüber, ein scheinbar aus dem Verhältnis mit der Umgebung entstehender Wert, der sich nur schwer absichtlich erzeugen lässt. Vielleicht der Ausdruck einer Dauer, wenn etwas nicht ständig fort und weiter strebt? Der Alte war so grau, dass er auf mich wie eine Statue wirkte, er frage nur ungern, es sei wahrscheinlich eine Angewohnheit, doch sei das Geld so schlecht verteilt, oder verteile sich schlecht, da es ja überall hängen bliebe, ein wenig wie das Licht vielleicht, war das eine Frage? Auch wenn seine Augen sicher nicht aus Marmor waren, war da keine einzige Bewegung, er meinte es wohl ernst und ich schob ihm mein Geld hinüber, über den staubigen Boden, die Münzen und die Scheine, nicht ganz ohne Sorge, er könnte hier sonst versteinern. Dann schloss er die Augen, zog sich die Wolldecke über seinen Kopf und blieb liegen, hier im letzten Licht der Nacht.
Das Meer lässt sich vom Strand aus nicht fotografieren, je länger du an seinem Rand entlang gehst, desto langsamer wirst du, bis die gebräunten Alten dich mit ihren tiefen schweren Schritten überholen. Du triffst sie später wieder bei den Felsen, mit ihren steinbeschwerten Karten und sie werden sicher morgen noch hier spielen, auch wenn es nicht die gleichen sind, so wie sich die Geschichten aus dem Meer ja auch nur ähneln, jedes mal, wenn sie erzählt werden. Du hast kein passendes Bild dafür gefunden, für diesen Wert, den du hier fühlst, weshalb du wieder nur beginnst davon zu faseln, von diesem dauerhaft der Welt ausgesetzt sein, dieser täglich abgewandelten Widerholung einer ringförmigen Geschichte, wie du und alles generell an Form gewinnst um dann wieder zu verwittern, wieder Teil der Umgebung zu werden. Und wie du irgendwo in der Mitte denkst, dass du Jemand wärst, jemand der irgendwo war, jemand, der seine Geschichte vielleicht aufgeschrieben hat? Aus einer solchen Stadt, die du zumindest versuchst ein wenig zu beschreiben, kehrst du ein wenig heimatloser wieder und vielleicht hast du ja Keramik mitgebracht, die kannst ja verschenken.